Die häufigsten
Wechselwirkungen zwischen Arznei- und Nahrungsmitteln
Hannover (apothekerkammer-niedersachsen) – Damit Arzneimittel ihre positive Wirkung entfalten können, muss
im Vorfeld mindestens dreierlei klar sein: Wofür wird das Medikament eingesetzt?
Wie wird es dosiert? Kann die Wirkung durch Lebensmittel beeinträchtigt werden?
Die Apothekerkammer Niedersachsen rät Patienten bei Unklarheiten immer mit dem
Apotheker zu sprechen. Dieser kann genau sagen, welche Wechselwirkungen im
individuellen Fall auftreten können. Die häufigsten finden Sie
hier:
Wechselwirkung Nummer 1: Alkohol
Alkohol löst die meisten
Störwirkungen aus. Insbesondere bei Medikamenten wie zum Beispiel Schlaf- und
Beruhigungsmitteln, Antidepressiva oder anderen Psychopharmaka ist mit Problemen
zu rechnen, da diese ihre Wirkung an denselben Gewebestellen wie Alkohol
entfalten. Dadurch wird zum einen der Abbau von Alkohol und Arzneiwirkstoff in
der Leber beeinflusst, zum anderen werden zentrale Effekte wie Sprach- und
Sehstörungen oder Probleme mit der Körperbeherrschung verstärkt. Daher gilt: Wer
Arzneimittel einnimmt, sollte keinen Alkohol trinken.
Wechselwirkung
Nummer 2: Kaffee
Es ist bekannt, dass Koffein den Blutdruck erhöht. Diese
Reaktion verstärkt sich, wenn bestimmte Antibiotika, insbesondere Gyrasehemmer,
gleichzeitig genommen werden, da der Körper das Koffein dann schlechter abbauen
kann. Als Folge können verstärkt Herzrasen und Schlafstörungen auftreten. Aus
diesem Grund sollte auch auf andere Koffeinquellen wie Schwarz-, Grün- oder
Matetee und Cola verzichtet werden.
Wechselwirkung Nummer 3: Tee
Die
Gerbsäure in schwarzem Tee behindert die Aufnahme vieler Arzneistoffe ganz
erheblich. Zum Beispiel wird Eisen fest gebunden. Das hat zur Folge, dass es
verstärkt ausgeschieden wird, statt über die Darmwand in den Blutkreislauf zu
kommen. Eine um zwei Stunden versetzte Einnahme löst das Problem. Werden
Arzneimittel eingenommen, bei denen ein gleichmäßiger Blutspiegel elementar ist,
wie bei Psychopharmaka und Antiasthmatika, sollten gerbstoffhaltige Getränke
komplett gemieden werden.
Wechselwirkung Nummer 4: Milchprodukte
Viele
Arzneimittel wirken in Verbindung mit Calcium, das zum Beispiel in Quark,
Joghurt und Milch enthalten ist, deutlich schlechter. Gerade Antibiotika sind
davon betroffen. Das liegt daran, dass sich die Wirksubstanz des Antibiotikums
(z. B. Tetracycline) im Darm an Calcium bindet. Diese Verbindung kann nicht mehr
vollständig aufgenommen werden, sodass zu viel Wirkstoff im Darm verbleibt und
ausgeschieden wird. Besondere Aufmerksamkeit muss der Behandlung von Osteoporose
gewidmet werden. Denn hier ist eine reichliche Calciumzufuhr notwendig. An den
Tagen jedoch, an denen gegen die Osteoporose Bisphosphonate eingenommen werden,
muss konsequent mindestens eine Stunde vor und mindestens zwei Stunden nach der
Mahlzeit auf die Einnahme von Calcium-haltigen Mitteln verzichtet werden, da der
Körper die Wirkstoffe sonst nicht verwerten kann.
Wechselwirkung Nummer
5: Grapefruit und Grapefruitsaft
Die Grapefruit hat es in sich. Bereits vier
Stunden nach der Einnahme von Grapefruit oder Grapefruitsaft, verhält sich der
Stoffwechsel unkalkulierbar. Dieser Effekt bleibt auch über viele Stunden
bestehen, sodass eine zeitversetzte Einnahme alleine nicht ausreicht, Grapefruit
muss komplett gemieden werden. Insbesondere bei Arzneimittel gegen
Erektionsstörungen (Sildenafil), einigen Cholesterinsenkern (z. B.
Simvastatin)), Schlafmitteln (Zolpidem) oder Blutdruckmitteln
(Kalziumantagonisten wie Amlodipin und Verapamil) ist Vorsicht
geboten.
Wechselwirkung Nummer 6: Lakritz
Der Verzehr von größeren Mengen
Lakritz kann für Menschen mit Bluthochdruck problematisch sein. Es kommt zu
einer Veränderung des Mineralstoffwechsels mit Natriumanreicherungen und
Kaliumverlusten. Die Folge sind Wassereinlagerungen im Gewebe (Ödeme) und
Muskelschwäche. Neben Patienten mit Bluthochdruck, sollten auch
Herz-Kreislauf-Patienten, Diabetiker und Schwangere möglichst auf Lakritz
verzichten.
Wechselwirkung Nummer 7: Mineralwasser
Einige Patienten
kaufen extra mit Calcium und Eisen angereichertes Mineralwasser, um sich etwas
Gutes zu tun. Viele Arzneimittel reagieren aber auf diese Mineralstoffe mit
Wirkungsminderung. So kann zum Beispiel die Wirksamkeit von Osteoporosemitteln
und möglicherweise Schilddrüsenpräparaten beeinträchtigt werden. Arzneimittel
nimmt man daher am besten mit Leitungswasser ein. Liegen zwischen der Einnahme
von Arzneimitteln und Mineralstoffen mindestens zwei Stunden, sind Patienten
hinsichtlich der Wirksamkeit auf der sicheren Seite.
Wechselwirkung
Nummer 8: Salat
Vitamin K braucht der Körper für die Blutgerinnung. Diese
Eigenschaft macht man sich zunutze, um die Wirkweise von Vitamin-K gezielt zu
blockieren und das Blut zu verdünnen. Medikamente, die so die Blutgerinnung
reduzieren, heißen Vitamin-K-Antagonisten (z. B. Phenprocoumon). Sie werden
eingesetzt, um das Risiko eines Blutgerinnsels zu mindern und z. B. einem
Schlaganfall vorzubeugen. Patienten, die diese Medikamente einnehmen, sollten
deshalb auch auf ihre Ernährung achten: Vitamin-K-reiche Lebensmittel, wie
Salat, Spinat, Grünkohl oder Rosenkohl, setzen die Wirkung dieser Arzneimittel
herab. Sie sollten daher nur in Maßen verzehrt werden.
Der
Apothekerkammer Niedersachsen gehören rund 7.000 Mitglieder an. Der Apotheker
ist ein fachlich unabhängiger Heilberufler. Der Gesetzgeber hat den
selbstständigen Apothekern die sichere und flächendeckende Versorgung der
Bevölkerung mit Arzneimitteln übertragen. Der Beruf erfordert ein vierjähriges
Pharmaziestudium an einer Universität und ein praktisches Jahr. Dabei erwirbt
der Studierende Kenntnisse in pharmazeutischer Chemie und Biologie, Technologie,
Pharmakologie und Toxikologie. Nach drei Staatsexamina erhält er eine
Approbation. Nur mit dieser staatlichen Zulassung kann er eine öffentliche
Apotheke führen. Der Apotheker fertigt individuelle Rezepturen an, erklärt die
korrekte Einnahme von Medikamenten, warnt vor Wechselwirkungen und garantiert
diese Versorgung auch im Nacht- und Notdienst.