Mittwoch, 26. September 2012

Unter die Zunge damit

Als verlässlichste Methode zum Fiebermessen wird die Messung im Mund betrachtet. Foto: obx-medizindirekt

Weshalb das Fiebermessen unter der Zunge die brauchbarsten Ergebnisse liefert - und was man dabei beachten sollte.

Regensburg (obx-medizindirekt - medizin-welt) - Fieber ist eine Reaktion des Organismus, um das Abwehrsystem bei der Bekämpfung von Krankheitserregern zu unterstützen. Deshalb sollten bei Temperaturerhöhungen von unter 39 Grad Celsius im Normalfall keine Fieber senkenden Mittel genommen werden. Wichtig ist strikte Bettruhe, damit dem Immunsystem alle Energie für seine Aufgabe zur Verfügung steht.

Trotzdem sollte man im Fall einer Erkrankung die Temperaturentwicklung im Körper genau verfolgen. Das Fiebermessen ist aber eine kleine Wissenschaft für sich. Wo sollte gemessen werden? Unter der Achsel? Im Ohr? Im Mund? Im Rektum? In einem Beitrag in der Fachzeitschrift "Therapeutische Umschau" gibt der Schweizer Professor Dr. Andreas Gerber von der Medizinischen Klinik des Spitalzentrums Biel klare Antworten: Weder das Messen im After, noch das Messen mit dem elektronischen Fieberthermometer durch Infrarot am Trommelfell im Ohr liefern danach wirklich verlässliche Werte.

Die Rektalmessung im After, die seit vielen Jahren als Standard gilt, liefert meist um 0,4 Grad zu hohe, bei Herz-Kreislauf-Patienten jedoch manchmal auch zu niedrige Werte. Und das Messen im Ohr hat nach mehreren Studien ebenfalls häufig deutlich abweichende Werte ergeben. "Auch auf die Temperaturmessung unter der Achsel sollte man besser verzichten", empfiehlt der Experte. Wer unter der Achsel misst, muss mit Abweichungen bis zu 2 Grad Celsius rechnen. Besonders ungenaue Werte liefert das so genannte Stirnmessverfahren, bei dem ein Plastikstreifen auf die Stirn gelegt wird, in dem auf die Temperatur reagierende Kristalle das Fieber angeben.

Als verlässlichste Methode wird von Prof. Gerber die Messung im Mund betrachtet, wenn dabei einige wichtige Voraussetzungen berücksichtigt werden. So sollte das elektronisch-digitale Fieberthermometer so weit wie möglich unter die rechte oder linke Zungenseite geschoben werden. Der Patient muss dann in der Lage sein, bei geschlossenem Mund zu atmen, sollte also keinen Schnupfen oder eine verstopfte Nase haben. Außerdem darf er kurz vor der Messung weder etwas Kaltes oder etwas Heißes getrunken und auch nicht intensiv gekaut haben. Bei Babys und Kleinkindern ist eine Messung im Mund nicht anzuraten, denn es besteht immer die Gefahr, dass ein Kind das Thermometer zerbeißt. Bei Kindern sollte deshalb rektal gemessen werden.

Grundsätzlich gilt: Fieberpatienten sollten nur leichte Kost und viel Flüssigkeit zu sich nehmen, da der Körper durch Schwitzen viel Flüssigkeit verliert. Faustregel: Für jedes Grad über 37 Grad Celsius einen halben bis einen ganzen Liter Flüssigkeit pro Tag trinken. Am besten Kräutertee oder mit Wasser verdünnte Fruchtsäfte. Fieber senkende Mittel sollten möglichst nur nach Absprache mit dem Arzt nur eingenommen werden, wenn das Fieber längere Zeit anhält, wenn Patienten zu Fieberkrämpfen neigen oder wenn das Fieber auf über 39 Grad Celsius steigt.