Mittwoch, 22. Mai 2013

Krampfader frühzeit behandeln

Sie sind weit mehr als nur ein lästiger Schönheitsfehler: Frühzeitige Behandlung von Krampfadern kann schwere Folgen wie Ödeme, Gefäßverschlüsse oder offene Beine verhindern.


Regensburg (obx-medizindirekt) - Krampfadern gehören zu den häufigsten Krankheitsbildern überhaupt: Nach Angaben der Deutschen Venen-Liga leiden rund 24 Millionen Menschen im Alter zwischen 20 und 70 Jahren daran. Jeder zweite Europäer, so die Schätzung der Ärzte, hat die unschönen, blau geschlängelten Blutgefäße, die sich vorwiegend am Unterschenkel zeigen. Häufig werden Krampfadern nur als lästige, vielleicht auch als beschwerliche Schönheitsfehler betrachtet. Sie sollten jedoch etwas ernster genommen werden. Denn Krampfadern in fortgeschrittenem Stadium können zu Wasseransammlung in den Beinen (Ödemen), zu wandernden Blutgerinnseln mit der Gefahr einer Lungenembolie und zur Bildung von Beingeschwüren führen.

Wer sich frühzeitig behandeln lässt, hat gute Chancen, die Beschwerden, zum Beispiel Schweregefühl oder nächtliche Wadenkrämpfe, loszuwerden und eine Verhärtung der Venenwände zu verhindern, die mit erhöhtem Risiko für Blutgerinnsel (Thrombosen) einhergeht. Die knotenförmig erweiterten Beinvenen werden nicht wegen der oft als Begleiterscheinung auftretenden nächtlichen Wadenkrämpfe "Krampfadern" genannt. Das Wort stammt aus dem Mittelhochdeutschen und bedeutet so viel wie "Krummadern". Krampfadern entstehen vielfach wegen einer angeborenen Gewebsschwäche, zu der sich Bewegungsarmut in stehenden oder sitzenden Berufen erschwerend gesellt.

Der Mensch ist eigentlich ein laufendes Wesen

Noch in der Steinzeit haben die Menschen nach Erkenntnissen unserer Wissenschaftler jeden Tag zwischen 15 und 35 Kilometer auf der Suche nach Nahrung zu Fuß zurückgelegt. Und so sind die Venen, durch die das Blut zurück zum Herzen fließt, auf die Unterstützung der Wadenmuskeln angewiesen, die durch ihren Druck bei körperlicher Bewegung das Blut entgegen der Schwerkraft nach oben transportieren helfen.

Fehlt diese so genannte Muskelpumpe, kann sich das Blut im Bereich der Beine stauen. Selbst die vorhandenen Rückstauventile in den Venen, genannt Venenklappen, werden dann durch die Erweiterung der Venenwände undicht: Der Druck steigt an, Flüssigkeit wird in das umliegende Gewebe gepresst. So entstehen geschwollene Füße. Mit der Zeit wird das Gewebe wegen der fehlenden Blutzirkulation nicht mehr ausreichend mit Nährstoffen versorgt. Die Venenwände können verhärten, entstehende Blutgerinnsel werden nicht mehr aufgelöst, die Gefahr einer Lungenembolie steigt und es entstehen Geschwüre, auch als "offene Beine" bekannt.

Regelmäßig bewegen

Ärzte haben verschiedene Tests, mit deren Hilfe sie Abflussbehinderungen der oberflächlichen Beinvenen feststellen können. Mit Hilfe einer Duplexuntersuchung oder einer Phlebographie können krankhafte Veränderungen der Venen und ihrer Klappen sichtbar gemacht werden. Bei Krampfadern im frühen Stadium helfen meist ein regelmäßiges Bewegungsprogramm und die Anwendung von Kompressionsverbänden oder Strümpfen, die den Querschnitt der betroffenen Venen verkleinern, die Muskelpumpe verbessern und so den Abtransport des Blutes erleichtern.

Die Wirksamkeit von häufig angewendeten Venenmitteln, die Wirkstoffe aus Rosskastanien oder Weinlaub enthalten, ist wissenschaftlich umstritten. In Studien konnten diese Mittel keine ausreichende Wirkung zeigen, daher gelten sie auch als wenig geeignet. Die so genannte Stripping-Operation stellt bei fortgeschrittener Erkrankung die chirurgische Entfernung der geschädigten Hauptvenen dar. Etwa 95 Prozent der so behandelten Patienten bleiben in den ersten fünf Jahren nach der Operation beschwerdefrei.

Krampfadern vorbeugen

Übergewicht und Bewegungsmangel sind neben der ererbten Anlage die wichtigsten Risikofaktoren für Krampfadern. Durch Erreichen des Normalgewichtes und regelmäßige Bewegung wie Spazierengehen oder Schwimmen wird der Abtransport des Blutes aus den Beinvenen gefördert. Häufiges Hochlagern der Beine und kalte Wassergüsse wirken sich ebenfalls positiv auf das Venensystem aus.