Freitag, 29. Oktober 2010

Freundschaften fördern Gesundheit

Berlin (medizin-welt) - Wir alle wissen, wie wir leben müssten, um gesund zu sein und alt zu werden. Doch warum tun wir es häufig nicht? Jeder zweite Deutsche hat Übergewicht und die Deutschen nehmen auch beim Alkoholkonsum eine Spitzenstellung in Europa ein. Dabei sind die Gefahren von Übergewicht und Alkohol bekannt, aber es fehlt vielen offenbar an Willensstärke und innerer Stabilität. Eines der Hauptprobleme hierbei sind innere Defizite, die aus mangelnden Sozialkontakten resultieren. Dies wussten schon immer die Hausärzte, sie kannten die Bedeutung von Ehe und Familie als Stabilisatoren. Aber sie wussten auch wie oft solche Beziehungen ein zusätzlicher Stressfaktor sind. Wesentlich wichtiger für die "Gesundheitsvorsorge" ist heutzutage deshalb der Faktor Freundschaften. Diese große Bedeutung der Freundschaften wurde auch in einer aktuellen Studie der "Stiftung für Zukunftsfragen" deutlich. Dort stellten 92 Prozent der Befragten fest, dass enge Freunde für sie unerlässlich für die Lebensqualität sind. Doch nur 85 Prozent hielten die Familie für wichtig. Insofern gilt heutzutage die Aussage: der wichtigste lebensverlängernde Glücksfaktor sind Freundschaften. Dies wurde kürzlich in einer australischen Studie bestätigt. Sie ergab, dass man mit guten Freunden 22 Prozent länger und auch gesünder leben würde. Und dies wurde durch die Analyse von 148 Studien zum Sterberisiko untermauert, bei der 300.000 Menschen erfasst wurden. Sie zeigte, dass Menschen mit einem guten Freundeskreis eine um 50 Prozent höhere Überlebenswahrscheinlichkeit haben. Dieser Effekt ist ebenso groß wie das Nichtrauchen und wichtiger als Bewegung oder das Gewicht.

Der Berliner Psychotherapeut Dr. Wolfgang Krüger beschreibt in seinem neuen Buch "Wie man Freunde fürs Leben gewinnt", warum Freundschaften so wichtig für unsere Gesundheit sind. Freundschaften würden das Immunsystem verbessern, Schmerzen reduzieren und uns vor allem zu einem gesünderen Lebensverhalten motivieren. Freundschaften haben vor allem eine sehr entspannende Funktion, sie wirken stressmindernd und steigern das Glücksgefühl. Dabei betont Krüger, dass Freundschaften auch der stärkste Schutz gegen seelische Erkrankungen sind. Vor allem Angsterkrankungen, psychosomatische Störungen und Depressionen würden immer auch auf einem Defizit an Freundschaften beruhen. Dennoch unterschätzen wir die Bedeutung dieser Freundschaften. Im Alltag passiert es leicht, dass wir durch Beruf, Ehe und Kinder völlig absorbiert werden. Insofern ist verständlich, dass 60 Prozent der Befragten ihre Freundschaften für verbesserungswürdig hielten. Auch Freundschaften können kränkeln, wenn wir uns zu wenig um sie kümmern und Konflikte zum Rückzug führen. Die Realität unserer Freundschaften ist oft weit von dem klassischen Ideal der Freundschaftskunst entfernt. Wir müssten also lernen, uns mehr um unsere Freundschaften zu kümmern. Vor allem müssten wir mehr Zeit in unsere Freundschaften investieren. Wir bemühen uns – zumindest am Anfang – in der Liebe sehr stark und sind erfindungsreich und dies ist auch für Freundschaften wichtig. Wir müssen den anderen wirklich kennenlernen, Gemeinsamkeiten ausloten und uns fragen: wir kann ich ihm/ihr eine Freude machen. Freundschaften leben von einem intensiven Austausch – vor allem im Gespräch. Sie können das ruhige Beziehungsfundament in unserem Leben sein und sind deshalb so wichtig für unsere seelische und körperliche Gesundheit. Sie sind das stärkste "Medikament" für ein langes Leben, über das jeder selbst verfügen kann.

Dr. Wolfgang Krüger: Wie man Freunde fürs Leben gewinnt, Herder Verlag, 9,95 Euro

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