Freitag, 16. September 2011

Allergien à la Carte


















Immer mehr Menschen reagieren allergisch oder mit Unverträglichkeiten auf Nahrungsmittel. Wer einige wichtige Regeln beachtet kann trotzdem unbeschwert genießen. Foto: obx-medizindirekt


Regensburg (obx-medizindirekt - internet-zeitung) – Bei einer akuten Nahrungsmittelallergie beginnen die Probleme oft schon im Mund: Lippen und Mundschleimhaut schwellen an, Räusperzwang und Heiserkeit entsteht. Schwerwiegendere Folgen sind Übelkeit, Erbrechen, Luftnot, Juckreiz, Schnupfen, tränende Augen bis hin zum lebensbedrohlichen Schock. Seit Jahren nimmt bei uns die Überempfindlichkeit auf bestimmte Eiweißbestandteile in Nahrungsmitteln zu. Den Auslöser der Überempfindlichkeit zu finden, ist für den behandelnden Arzt oft eine Mammutaufgabe: Unter 20.000 potenziellen Reizstoffen hat er die Qual der Wahl, wenn ein Patient über eine Allergie klagt, die allem Anschein nach vom Essen kommt.

Pseudo-Allergien

Dabei muss es gar nicht unbedingt eine Allergie sein. Eine Lebensmittelunverträglichkeit, die viel häufiger vorkommt, zeigt ganz ähnliche Symptome. Und auch davon gibt es eine ganze Menge: Beschwerden, die nach dem Genuss von Milchzucker, Rotwein, Erdbeeren oder Käse auftreten, sind oft dazu zu rechnen. Der Unterschied zwischen Allergie und Unverträglichkeit: Bei Allergien spielt die Überreaktion des Immunsystems eine wesentliche Rolle, bei einer Lebensmittel-Unverträglichkeit nicht. Etwa drei Millionen Deutsche leiden nach Schätzung der Experten unter Nahrungsmittelallergien und Nahrungsmittel-Unverträglichkeiten. Mit steigender Tendenz.

Missverständnis im Abwehrsystem

Mittlerweile ist zwar erforscht, wie sich Allergien entwickeln, nicht jedoch, warum. Unklar ist bisher, weshalb das Immunsystem harmlose Haselpollen für Krankheitserreger hält, die es zu bekämpfen gilt. Bei den Nahrungsmittelallergien können bestimmte körperliche Faktoren wie Stress oder körperliche Anstrengung, aber auch hastiges Essen die allergische Reaktion noch verschlimmern. Gleiches gilt für Alkohol, Koffein oder verschiedene Gewürze. Sie tragen dazu bei, die Durchlässigkeit der Dünndarmschleimhaut zu erhöhen. Dadurch gelangen mehr Eiweißbausteine, die der Körper als feindlich betrachtet, in den Organismus.

Neue Therapien auf dem Prüfstand

Es sind immer Eiweißstoffe in den Nahrungsmitteln, die Allergien auslösen. Auch die nationalen Essgewohnheiten spielen eine Rolle. Bei uns liegen die Milch- und Eierallergien an der Spitze. In Japan ist dagegen, eine Folge des hohen Fischkonsums, die Fischallergie am häufigsten.
Oberstes Gebot und wirksamstes Mittel zur Reduzierung der Beschwerden bei einer Nahrungsmittelallergie sind die Meidung des Allergens, also des Allergie auslösenden Stoffes. Dazu muss man allerdings erst wissen, was die Allergie auslöst. Dem Arzt stehen dafür unterschiedliche Untersuchungsmöglichkeiten zur Verfügung, zum Beispiel Haut- oder Labortests, bei denen ganz bestimmte Antikörper nachgewiesen werden können. Diese Untersuchungen haben häufig eine geringe oder gar keine klinische Bedeutung. Manche Allergene werden z.B. durch Erhitzen zerstört. Es gilt daher: ausprobieren, was vertragen wird oder/und eventuell einen Provokationstest unter ärztlicher Aufsicht durchführen. Gegen akute Beschwerden werden Medikamente verordnet: etwa Antihistaminika oder Kortisonpräparate.

Leichter durchs Leben –
Tipps für Nahrungsmittelallergiker

- Seien Sie zurückhaltend bei der Verwendung von Fertignahrungsmitteln oder Würz-mischungen. Solche Fertigprodukte können Allergene in Form von Nahrungsmittelzusätzen enthalten.
- Butter enthält nur sehr wenig Milcheiweiß. Für viele Milcheiweißallergiker ist
Butter deshalb gut verträglich.
- Fischallergiker sollten beim Genuss von Geflügel oder Eiern vorsichtig sein. Sensible Allergiker reagieren auch auf Produkte von Tieren, die mit Fischmehl gefüttert wurden. Bei Hühnern ist das oft der Fall.
- Bei Getreideallergien wird Dinkel, eine uralte Weizenform, oft besser vertragen
als moderner Weizen. Oft ist auch Hartweizengrieß bekömmlicher als Weizenmehl.
- Nudeln können bei Eierallergikern zu Problemen führen, denn so genannte „eifreie“ Nudeln können durchaus, wenn auch in reduzierten Mengen, Hühnereiweiß enthalten.
- Haselnüsse sind die häufigsten Auslöser von Nussallergien. Die Hälfte der Haselpollen- und auch viele Birkenpollenallergiker reagieren darauf allergisch.
- Kräutertees können für Allergiker problematisch sein. Dies gilt vor allem für Beifußpollen-Allergiker.
- Durch Erhitzung verlieren viele Nahrungsmittel zumindest einen Teil ihrer Allergie auslösenden Kraft. Dies gilt aber nicht für Nüsse, Leinsamen, Sesam, Mohn oder Sonnenblumenkerne.